Die Polierpads mit schmaler Schaumstofflage bzw. geringer Schaumstoffhöhe, die sog. Low Profile Pads oder auch Slim Pads, erfreuen sich zunehmend immer höherer Beliebtheit. Das kommt nicht von ungefähr, sondern ist eine logische, wenn nicht gar vorhersehbare Entwicklung. In diesen Blogbeitrag wollen wir uns ein wenig mit den Hintergründen dieser Entwicklung beschäftigen sowie die Pro und Contra der Slim Pads aufzählen.

Am Anfang war nichts

Ursprünglich konnte man die dünne Schaumstofflage fast nur bei den Microfaserpolierpads und Fellpads entdecken. Dort diente die Schaumstoffschicht als Druckausgleich für unebene Oberflächen oder Auflageausgleich bei der Kippstellung der Poliermaschine. Schmale Poliermaschinenpads aus Schaumstoff hatte man zumindest im Endanwender-Bereich bis dahin nicht auf dem Schirm.

Einen starken Bekanntheitssprung bekamen die Slim Pads mit der Markeinführung der Rupes BigFoot LK900E Mille der Exzenter-Poliermaschine mit Zwangsrotation. Zusammen mit der BigFoot LK900E Mille auch eine neue Polierschwammreihe mit dünner Schaumstoffschicht auf den Markt geworfen.

Durch die Bekanntheit und Sichtbarkeit der Marke Rupes waren die Mille-Schwämme plötzlich an allen Ecken des Internets präsent und für viele potenzielle Interessenten stellte sich zunächst die erste Frage: „Warum benötigt man für die Mille die Slim-Pads und nicht die normalen Polierschwämme?“

Scher-was?

Die Antwort auf diese Frage liegt in der Physik, genauer in den Grundlagen der Mechanik. Die Schaumstoffe sind flexibel. Das ist gut, weil sie auf Druck nachgeben und das ist schlecht weil sie beim Ziehen nachgeben. Genauer: die Schaumstoffe unterliegen bei einer exzentrischen Bewegung der Scherkraftwirkung.

Kurz in der Wikipedia nachgeschlagen: „Scherung = Verformung eines Materials durch zwei parallel zueinander in entgegengesetzter Richtung wirkende Kräfte.“ Wer noch tiefer in die Theorie eintauchen möchte, bitte hier klicken.

Wenn wir einen Polierschwamm auf eine Lackoberfläche legen und anfangen diesen unter leichtem Druck am Klett seitlich zu ziehen, wird der Schwamm durch die Reibekräfte mit der Oberfläche zunächst nur an der Klettseite mitkommen. Irgendwann propagiert die Zugbewegung so stark in die unteren Schichten des Schaumstoffs, dass diese die Reibungskraft überwinden.

Erst ab diesem Moment lässt sich das Pad auch an der Auflageseite (Kontaktfläche zum Lack) seitlich wegziehen. Und erst ab diesem Moment unterliegt die mit Politur durchsetzte Schaumstoffseite der exzentrischen Bewegung. Und leider nur bis zu dem Zeitpunkt, wo die Hubbewegung zu ende ist. Für etwas mehr Verständnis haben wir eine Skizze angefertigt.

Wir haben also die volle Hubbewegung der Poliermaschine (A) und eine tatsächliche Bewegung des Pads auf der Lackseite (B). Die Differenz von beiden ist unser Hubverlust (C). Je höher und flexibler der Polierschwamm und größer die Reibungskräfte, um so größer sind die Verluste. Die Flexibilität des Polierschwamms ist durch die natürliche Härte der Materials, die Beschaffenheit der Zellwände sowie die Poliertemperaturen bestimmt.

Das ist übrigens ein Schlaghammer-Argument gegen zuviel Polierdruck. Insbesondere viele Anfänger meinen, die Polierwirkung durch stärkeren Druck erhöhen zu können. In der Theorie ist das auch korrekt. In der Praxis bewirkt man nichts weiter als einen schnellen und qualvollen Polierschwamm-Tod. Wenn man ein Pad beim Polieren komplett platt drückt, hat man definitiv was falsch gemacht. Faustregel: Je weicher das Pad, umso weniger Druck sollte man auf dieses ausüben. Ein sehr schönes Thema, welches wir gerne in einem anderen Beitrag behandeln.

1+1 = 3! oder Vorteile und Nachteile der Slim-Pads

Nun sind wir soweit, die wichtigste logische Schlussfolgerung aus den theoretischen Darlegungen zu ziehen. Je schmaler (und härter) die Schaumstoffschicht, um so kleiner ist der Verlust der Hubbewegung und höher die Effizienz beim Polieren. Und genau hier liegt der angestrebte Effekt. Besonders bei wenig Hub 3-10mm polieren die Slim-Pads effizienter / schneller.

Einen weiteren Vorteil kann man zumindest theoretisch aufstellen. Die modernen Polierschwämme sind alle im Open Cell Verfahren gefertigt. Unter der Annahme des korrekten Polierdrucks bedeutet dies bei dünnen Schaumstoffschichten einen besseren Wärmetransport. Dies schont die Klett-Schaumstoff-Verklebung und trägt zu Lebensdauer des Schwamms bei.

Wie bei jeder Geschichte gibt es aber auch bei Slim-Pads einen nennenswerten Nachteil. Durch die geringe Aufbauhöhe ist der Abstand der scharfen Klettkante und des Stütztellerrandes zur Lackoberfläche ebenfalls relativ gering. Stärkere Knicke im Blechverlauf sind immer eine Herausforderung und setzen eine ruhige Hand sowie zuverlässige Maschinenkontrolle voraus.

Für dich, für mich , für alle?

Für die absoluten Anfänger ohne Poliererfahrung würden vom dem Einsatz der Slim-Pads im Zweifel abraten. Zu hoch ist die Gefahr, den Stützteller bei der ersten Blechwulst in den Lack zu fahren. Wer den Polierdruck beherrscht und die normalen Pads nach dem Einsatz nicht verbrannt wegschmeissen muss, der kann einen Blick auf die Slim-Pads werfen.

Für Enthusiasten und Profis im Privatbereich sind die Pads eine interessante Alternative zu den „normalen“ Pads, eine willkommene Abwechselung und interessante Spielwiese.

Für die gewerbliche Aufbereiter spielen neben der der Poliermaschinen-Ausstattung auch wirtschaftliche Faktoren eine Rolle. Eine allgemeine finanzielle Abwägung ist schwierig. Häufig bedeutet weniger Schaum einen geringeren Preis. Wenn der Grundpreis bei normalen Pads jedoch bereits günstig ist (z.B APS Pro Pads), können die Slim-Pads hier nicht mehr mit dem Materialkostenersparnis auftrumpfen.

Beispiele für Slim-Pads

Eine kurze Übersicht der APS Slim Pads wird in diesen Video präsentiert:

Ich hoffe, Euch die Antworten auf die wichtigsten Fragen zu diesem Thema geliefert zu haben und dass dieser Beitrag Euch gefallen hat.
Ich freue mich auf Lob, Kritik sowie Ergänzungs- bzw Verbesserungvorschläge. Dazu steht Euch unsere Kommentarfunktion zur Verfügung.

Wissenswertes über Low Profile Pads: Vorteile und Nachteile
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