Kratzer im Plastik beseitigen

Kratzer sind selbstverständlich keine lackspezifische Angelegenheit. Jede Oberfläche, welche mit harten Gegenständen in Kontakt kommt oder mit nicht geeignetem Autopflege-Zubehör behandelt wird, kann Hologramme, Swirls und Kratzer bekommen. Die Hologramme und Swirls benötigen eine glatte, hoch-reflektierende Oberfläche und sind deshalb nur auf Glas, Chrom, Lack sowie hochglanzpolierten/lackieren Kunststoffen als solche zu erkennen. Statt den Hologrammen/Swirl sieht man auf unlackierten Plastiken jedem bekannte Abschürfungen, welche als lästige hellere Flecken die Nerven der Autopflege-Begeisterten strapazieren. Die echten Kratzer sind verhältnismäßig viel größer als Swirls und zudem schärfer in ihrer Struktur, aus diesem Grund deutlich besser als solche zu erkennen.

Die Sichtbarkeit der Abschürfungen in homogenen Kunststoffen entsteht auf die gleiche Weise wie bereits bei Hochglanzoberflächen: durch die Lichtreflexion-Störungen. Das Licht trifft auf die betroffenen Stelle, „verliert“ sich in den vielen mikroskopischen Furchen und Abschürfungen, reflektiert nicht mehr sauber, sondern wird zum großen Teil stark zerstreut zurück. Genau dieses Verhalten ist hauptsächlich für die Aufhellung der Oberfläche zuständig.

Beispiel einer Kunststoffstuktur einer Stoßstange in der 80-fachen Vergrößerung

Während die lackierten Oberflächen die Möglichkeit des Wegpolierens bzw. des Spot Repair anbieten, sieht die Sache mit den unlackierten Kunststoffen (Cockpit, Stosstanden, Türverkleidungen , etc) viel schlechter aus. Da die Oberflächenstruktur der unlackierten Kunststoffe meist einen klaren Muster besitzt und diese sich nicht wiederherstellen lässt, können wir bereits an dieser Stelle eine traurige Wahrheit festhalten:

Strukturelle Schäden an unlackierten Kunststoffen (Abschürfungen / Kratzer) können im im privaten / semiprofessionellen Bereich nicht rückgängig gemacht oder repariert werden. Eine gute Nachricht dabei: man kann diese in einigen Fällen sehr gut optisch kaschieren.

Die unlackierten Kunststoffe dürfen auf einen Fall mit abrasiven Pflegemitteln und Polituren behandelt werden. Dies führt in den meisten Fällen zur Vergrößerung des Schadens und Verschlechterung der Erscheinungsbildes. Desweiteren dürfen diese nicht mit starken Lösemitteln (Aceton, 100%ges IPA, etc) unter einer mechanischen Einwirkung in Kontakt kommen. Auch diese Mittel können die glänzend wirkende Oberflächen auflösen und stumpf werden lassen.

Kratzer kaschieren

Die Schäden und Macken im Kunststoffen können bis zum einem gewissen Grad optisch kaschiert werden. Die einzige und wichtigste Voraussetzung ist ein Kunststoffpflegemittel oder Versiegelung, welche einen glänzenden Finish hinterlassen bzw. nachdunkelnde Eigenschaften mitbringen. Letztendlich ergibt sich die Nachdunkelung aus der Reflexion-Korrektur, indem das Pflegemittel sich über die Oberfläche wir ein durchsichtiger Film legt und dabei kleinste Unebenheiten füllt.

Abschürfungen im Kunststoff, welche sich nicht wegreinigen lassen.
Abschürfungen im Kunststoff, Rechts durch UV-Blocker-haltiges Kunststoffpflege überdeckt und dadurch optisch weniger sichtbar

Diese Methode hat ihre Grenzen, die Oberfläche wirkt dennoch stets besser als der unbehandelte Zustand.

Richtige Wahl für Kunststoffpflege im Innenraum und Außenbereich

Wo wir soviel über die Kunststoffpflege reden: es gibt tatsächlich einen Unterschied zwischen der Kunststoffpflege für den Innenraum und der Kunststoffpflege für den Außenbereich.
Die Kunststoffpflege für den Innenraum ist in der Regel sehr mild formuliert, weil diese:

  • bei der Ausdunstung keine gefährlichen Stoffe absondern darf
  • keine allergischen Reaktionen bei Kontakt mit Haut verursachen sollte
  • die Oberfläche nicht angreifen darf

Die Kunststoffe im Innenraum besonders im Cockpitbereich und oberen Seitenverkleidungen aufgeschäumt, besitzen eine geringe Dichte und sind entsprechend anfälliger für stark lösemittelhaltige Produkte. Aus diesem Grund beschränken sich die Kunststoffpflege-Produkte für den Innenraum auf unterschiedlich starke konzentrierte UV-Blocker-Inhaltsstoffe. Genau diese Bestandteile sind für die Abdunkelung der Oberfläche bzw. für den speckigen Look zuständig. Je stärker der UV-Schutz-Faktor – umso speckiger wirkt die behandelte Oberfläche.

Die Kunststoffpflege-Mittel werden häufig mit den Innenraumreinigern verwechselt. Dabei ist die Unterscheidung sehr einfach: die Reiniger (zu denen auch APCs gehören) sind für die gründliche Reinigung und Vorbereitung der Oberfläche zuständig. Die Innenraumreiniger enthalten bis auf wenige Ausnahmen so gut wie kein relevante Schutzkomponenten. Die Kunststoffpflege-Mittel sind im nächsten, optionalen (!) Schritt aufzutragen, enthalten in der Regel keine reinigenden Komponenten und dienen alleinig dem Schutz der Oberfläche.

Die Haftung dieser Pflegemittel an der Oberfläche ist relativ schwach und der Schutzfilm kann mit einem feuchten Microfasertuch bereits stark beeinträchtigt werden. Mit Hilfe eines APC lässt sich der Schutz bei Bedarf komplett entfernen.

Beispielprodukte für Innenraum-Kunststoffpflege

Die Kunststoffpflege für den Außenbereich ist schon mal anders. Häufig handelt es sich standesgemäß häufig um lösemittelhaltige Produkte, welche neben der Aufbesserung der Kunststoffoberfläche eine weitere schwierige Aufgabe meistern müssen: möglichst lange Standzeit zu erzielen. Die mechanische und chemische Belastung im Außenbereich sind enorm und stellen eine ernste Herausforderung dar. Gerade in diesem Bereich trennt sich schnell die Spreu vom Weizen und wirklich gute Produkte können ohne Mühe punkten. Diese legen sich nicht nur auf die Kunststoff-Oberfläche, sondern gehen einen chemischen Kontakt mit dieser ein. Je nach Zustand und Sprödigkeit der Oberfläche empfiehlt sich außerdem eine Schichtung. Dazu wird die Pflege nach einer kurzen Einwirkzeit ein zweiten und ggf drittes Mal aufgetragen.

Optische Abdunkelung und seidenmattes Finish nach der Anwendung von APS Graphit Kunstoffversiegelung

Ein Blick auf die zahlreichen CLP-Warnhinweise der Platzhirsche in diesem Bereich vermittelt schon einen gute Vorschau auf die Zusammensetzung der Produkte. Auch wenn die Mittel nicht stark ätzend sind, sollte der direkte Haut und Augenkontakt unbedingt vermieden werden. Bei der Verarbeitung dieser Mittel sollten Schutzhandschuhe getragen werden. Koch Chemie Plast Star „trumpft“ mit sehr intensiven und chemielastigen Ausdünstungen, bei häufigem Einsatz in geschlossenen Räumen empfehlen wir eine gute Durchlüftung und/oder die Verwendung einer entsprechenden Atemmaske.

Beading-Eigenschaften von Kunststoffen nach dem Einsatz von Kunststoffpflege

Beispielprodukte für Außenbereich-Kunststoffpflege

  • APS Premium Graphit – Kunststoffversiegelung 250ml

    Basiert auf der neuartigen Polymerformulierung, welche ähnlich wie Quartz-Versiegelungen eine sehr starke Verbindung zu der behandelten Oberfläche aufbauen und somit sehr lange Standzeiten ermöglicht. Produziert keine unangenehmen Ausdünstungen.

  • Koch Chemie Plast Star Kunststoffpflege silikonölfrei 1Liter

    Sehr beliebte, hochwertige Kunststoffpflege mit guten Schutzeigenschaften und überzeugenden Standzeiten. Wird in Zukunft nicht mehr für den Privatanwender frei käuflich zur Verfügung stehen. Diese Aufgabe übernimmt das direkt darunter verlinkte MagicPlastCare.

  • Koch Chemie NanoMagicPlastCare 500ml

    Silikonölfreie Kunststoffpflege für langanhaltende und UV-stabile Versiegelung der Kunststoffe im Außenbereich.

  • Surf City Garage Black Max Kunststoffpflege 237ml

    Überzeugende Kunststoffpflege mit wirksamen UV-Schutz für alle Kunststoff- und Gummiteile am Fahrzeug für einen dauerhaften Neuwagen-Look.

  • ValetPro Black to the Future – Kunststoffpflege 250ml

    Polymerbasierte Reifen- und Kunststoffpflege in Form einer Creme zur Wiederherstellung der verblassten Farben und dauerhaften Schutzeigenschaften.

  • Dies war der Quick-Guide zu Behandlung zerkratzer Kunststoffe. Wir haben einen kleinen Exkurs in die Theorie gemacht, anschließend uns ein Beispiel der Kaschierungsmöglichkeit an einer Kunststoffverkleidung mit vielen Abschürfungen angeschaut. Im zweiten Teil des Guides haben wir die Unterschiede zwischen den Kunststoffpflegemitteln für Innenraum und Außenbereich kennengelernt und uns einige leistungsfähige Produkte aus den jeweiligen Bereichen angeschaut.

    Ich hoffe, es hat euch Spaß gemacht, diesen Beitrag zu lesen. Für Lob, Kritik, Fragen, Anmerkungen und Ergänzungen lade ich Euch in unsere Kommentarfunktion zum Austausch ein 😉

    Kratzer auf unlackierten Kunststoffen beseitigen (Stossstangen, Cockpit, Innenraumverkleidung)
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